Polfilter in der Praxis
Reflexe mildern und Farben verstärken ohne Bildbearbeitung
Der Polarisations- oder kurz Polfilter gehört auch in Zeiten von digitaler Bildbearbeitung in die Fototasche, denn er ermöglicht bemerkenswerte Effekte. Michael Marczok erklärt, wie Polfilter funktionieren und wie sie sinnvoll eingesetzt werden.
Um zu verstehen, wie ein Polfilter arbeitet, ist ein wenig Theorie nötig: Normalerweise schwingen die Wellen des Lichtes in allen möglichen Ebenen im Raum. Das ändert sich, wenn ein solches „gemischtes Wellenbündel“ an einer Oberfläche reflektiert wird. Nach der Reflexion weist das zurückgestrahlte Licht weniger Schwingungsebenen auf: Es wurde durch die Reflexion gerichtet oder: polarisiert.
Wirkung und Einsatzbereich
Mit einem Polfilter kann man polarisiertes Licht herausfiltern bzw. eliminieren. In der Praxis ist es so möglich, z. B. Reflexionen auf Wasser, einer Glasscheibe oder einer lackierten Fläche zu unterdrücken. Beim Wasser ist so der Blick durch die Wasseroberfläche möglich. Das Gleiche gilt für Glasscheiben. Und bei lackierten Oberflächen, zum Beispiel bei einem Auto, lassen sich Reflexe abmildern.
Auch das Himmelsblau besteht teilweise aus polarisiertem Licht. Ein Polfilter kann es herausfiltern und so einen dunklen, kräftig blauen Himmel im Bild zu erzeugen.
Ebenso verhält es sich mit einem Regenbogen: Auch seine Farben können mit einem Polfilter verstärkt werden. Farben und Kontraste werden mit einem Polfilter verstärkt.
Der Polfilter in der Praxis
Polfilter werden direkt vor das Kameraobjektiv geschraubt. Am besten eignen sich zirkulare Polfilter, die ein fehlerfreies Arbeiten von Belichtungs- und Fokusmessung in der Kamera ermöglichen. Da die Stärke der Wirkung des Filters davon abhängt, wie die polarisierten Lichtwellen auf ihn treffen, ist er drehbar. Dreht man am Filterring kann man prüfen, welche Bereiche im Bild absorbiert und welche durchgelassen werden.
Beim Himmelsblau wird die stärkste Filterwirkung erzielt, wenn Kamera und Sonne einen Winkel von 90 Grad bilden. Bei abweichenden Winkeln lässt die Wirkung nach, was man sehr schön bei Weitwinkelaufnahmen sehen kann: der Himmel hat dann immer einen Verlauf von Hell- zu Dunkelblau. Um trotzdem eine realistisch wirkende Aufnahme zu erhalten, sollte der Filter hier sparsam eingesetzt werden.
Auch bei reflektierenden, nichtmetallischen Oberflächen hat die Schwingungsebene des Lichtes einen Einfluss auf das Ergebnis. Licht mit einem Austrittswinkel von 30 bis 40 Grad wird besonders stark reflektiert und ist zudem hauptsächlich senkrecht ausgerichtet.
Der Effekt des Polfilters, vor allem beim Eliminieren von unerwünschten Reflexen, kann so mit keiner Software erreicht werden. Wichtig zu wissen: Polfilter „schlucken“ Licht - und zwar bis zu zwei Blendenstufen. Die Belichtungsautomatik der Kamera gleicht diesen Verlust aus.